VEGANE TÄTOWIERUNGEN – WAS AUF UND UNTER DEINER HAUT IST
“Wie bitte? Was ist an Tätowierungen (Tattoos) nicht vegan?”, fragst du dich? Und das ist eine absolut legitime Frage. Ich wusste lange Zeit auch nicht, dass es überhaupt notwendig und wichtig ist, sich mit den Materialien die für Tätowierungen verwendet werden, zu beschäftigen (so naiv das klingen mag).
Genau wie bei vielen anderen Produkten gab es für mich nie einen Grund zu hinterfragen, ob Tätowierungen irgendwie mit Tierausbeutung und -quälerei in Verbindung stehen. Sobald man sich jedoch der massiven Ausbeutung und der Massaker an anderen Tieren bewusst wird, beginnt man natürlich sofort alles zu hinterfragen und sich in vieles einzulesen.
➸ Lies über “Ist Deine Periode Vegan?” (für alle interessant!)
Veganismus wird leider immer noch fälschlicherweise auf eine fleisch- und milchfreie Ernährung reduziert (lies hier warum Veganismus keine Ernährungsform ist), aber wie steht Veganismus im Zusammenhang mit der Tattoo-Branche?
In diesem Blogbeitrag wird aufgelistet, was du unbedingt wissen musst, bevor du dich das nächste mal tätowieren lässt. Ich führe alle möglichen Tattoo-Utensilien an, beleuchte sie kritisch und erkläre, ob sie tierfreundlich sind oder ob du unwissentlich Tierquälerei unterstützt wenn du nicht explizit darauf bestehst dass vegane Materialien an dir verwendet werden.
VEGAN ODER NICHT?
Niemals annehmen, immer fragen. Es liegt in unserer Eigenverantwortung, es besser zu wissen. Lieber auf Nummer sicher gehen als bereuen.
Heutzutage wissen die meisten Tätowierer*innen über tierische Inhaltsstoffe in oder Tierversuche für Tätowierfarben und andere Arbeitsmaterialien und Geräte Bescheid. Einige mögen bereits auf eine der beliebten veganen Marken umgestiegen sein, da diese in der Tattoo-Szene weiter verbreitet sind als noch vor ein paar Jahren. Ebenso orientieren sich viele Tattoo Künstler*innen zeitgemäß um um auf die höhere Nachfrage einzugehen und sich an das Bewusstsein, die Wünsche und Bedürfnisse der Kunden*innen anzugleichen (deshalb ist es auch so wichtig, danach zu fragen).
Obwohl vegane Produkte üblicher sind, kann und sollte nie davon ausgegangen werden, dass Künstler*innen ausschließlich mit veganen Materialien arbeiten. Sofern nicht explizit angegeben, sollte davon ausgegangen werden, dass Tätowiertinte und alle anderen verwendeten Materialien mit der Ausbeutung von Tieren zu tun haben, einschließlich Inhaltsstoffen, die von Tieren stammen oder an ihnen getestet wurden. Es liegt in unserer Eigenverantwortung, nach den Informationen zu fragen und sich für andere Künstler*innen zu entscheiden, wenn diese*r nicht den persönlichen Bedürfnissen. ethischen Anischten und Standards gerecht wird.
NICHT-VEGANE SUBSTANZEN UND INHALTSSTOFFE, AUF DIE MAN UNBEDINGT ACHTEN MUSS
Wenn es um das Tätowieren geht, gibt es ein paar verschiedene Dinge, die man hinterfragen und sich genauer ansehen muss. Einige davon sind vielleicht offensichtlicher, andere wiederum nicht. Hier sind die von Tieren stammenden Inhaltsstoffe, auf die spezielle geachtet werden müssen (mehr im Folgetext):
Schellack ➸ Farbe, die aus einer Laus gewonnen wird
Tierische Knochenkohle ➸ meist in schwarzen und dunklen Farben enthalten
Karmin (Natürliches Rot 4, Cochenillextrakt, natürliche Farbstoffe, E120, etc.) ➸ die rote Farbe der Karminlaus
Lanolin ➸ Wollfett
Glycerin (kann pflanzlichen oder meist eher tierischen Ursprungs sein) ➸ tierisches Fett
Bienenwachs
Lebertran
Petroleum Jelly (auch Petrolatum oder Vaseline genannt) ➸ tierisches Fett
Casein ➸ Milcheiweiß
Tierversuche ➸ Testen Hersteller an Tieren oder werden bestimmte Inhaltsstoffe von Produkten an Tieren getestet
BLAUPAUSEN & RASIERER
Das Schablonenpapier (auch Transferpapier, Matrizenpapier oder Blaupausen genannt), das von Tätostudios verwendet wird, wird üblicherweise aus Lanolin hergestellt, welches aus Schafswolle gewonnen wird. Vegane Alternativen sind nur ein klitzekleines bisschen teurer, aber genauso gut. Wenn der*die Künstler*in sich weigert, sie speziell für dich zu kaufen, kaufe sie selbst und bringe nach Absprache mit.
Einwegrasierer enthalten oft Glycerin oder Lanolin (beides Fette tierischen Ursprungs) in den Feuchtigkeitsstreifen des Rasierers. Sie können auch von Marken sein, die an Tieren testen, selbst wenn sie keine Feuchtigkeitsstreifen haben. Zusätzlich wäre natürlich toll, wenn umweltfreundliche und aus recyceltem Plastik hergestellt verwendet werden.
Wenn du weißt, wo deine Tätowierung hinkommt, rasiere dich vorsichtig Zuhause oder bringe ein Rasiermesser mit sauberer Klinge mit. So kann Tierleid und gleichzeitig unnötig anfallender Müll vermieden werden.
TÄTOWIERFARBE
In einigen Tätowierfarben verbergen sich Inhaltsstoffe tierischen Ursprungs wie Schellack (als Stabilisator oder Bindemittel), Tierknochenkohle (Pigment), Karmin (Pigment), Glycerin (Tintenstabilisator, der verwendet wird, um die Tinte leichter zu verarbeiten).
Glycerin ist wahrscheinlich der am schwierigsten zu identifizierende Inhaltsstoff, da es aus Soja- oder Palmöl oder aus synthetischen Bestandteilen hergestellt werden kann, aber auch aus Talg (ausgeschmolzenes Rinderfett) oder Hufen gewonnen werden kann. Herauszufinden, woher das Glycerin stammt, kann sich als sehr schwierig und langwierig erweisen, da es oft nicht auf dem Produkt selbst aufgeführt ist (dies gilt außerdem auch für Lebensmittel). Daher empfiehlt es sich, es einfach ganz zu meiden wenn es nicht speziell angeführt ist, da man davon ausgehen muss, dass es tierischen Ursprungs ist.
DESINFEKTIONSMITTEL & DIVERSE PFLEGEPRODUKTE
Diverse Pflegemittel, Seifen, Desinfektionsmittel, Anästhetika und Schmerzmittel sind sehr schwer zu recherchieren und die meisten werden sehr wahrscheinlich an Tieren getestet oder sind an Tieren getestet worden. Außerdem enthalten viele Hautpflegecremes Lanolin, Glycerin (als Stabilisator) und/oder Bienenwachs. Hier ist es am besten Produkte zu wählen die explizit angeben und bestätigen können dass keine Tierversuche durchgeführt werden und keine tierischen Inhaltsstoffe enthalten sind.
➸ Lies hier mehr über “Honig Ist Nicht Vegan” (Englisch). Die gleichen Gründe gelten außerdem auch für Bienenwachs.
KLEBEBAND
Auch das Klebeband kann tierische Bestandteile enthalten, obwohl das heutzutage sehr unwahrscheinlich ist (meiner Recherche nach), aber auch hier gilt: besser auf Nummer sicher gehen.
Kleber könnte möglicherweise aus Gelatine, die aus dem Aufkochen von Knochen und Hufen von Tieren gewonnen wird, oder mit Kasein (Milcheiweiß) hergestellt werden. Der Großteil des Klebers, den man heutzutage kaufen kann und der auch für die Herstellung von Klebeband verwendet wird, ist jedoch meist synthetisch und wird aus Erdöl hergestellt. Was noch in dem Zusammenhang häufiger vorkommt und bedenklich ist, sind Firmen, die Tierversuche durchführen!!!
Das klingt zunächst nach einer Menge Informationen, aber die gute Nachricht ist, dass es heute viele vegan-freundliche Alternativen gibt, die bezahlbar und leicht zugänglich sind. Es gibt keine Ausreden und Rechtfertigungen für die Verwendung von Tieren in der Tattoo Branche.
INNENAUSSTATTUNG AUS TIERHAUT
Die Einrichtung ist nicht direkt Teil des Tätowierens selbst, aber etwas, das ich nicht außer Acht lassen möchte beim Thema veganer Tätowierungen.
Man sollte allerdings nicht zu schnell urteilen, wenn man ein Tattoo-Studio betritt und eine lederähnliche Einrichtung sieht. Die meisten Tattoo-Tische (Massageliegen) sind aus Kunstleder gefertigt. Auch die Möbel könnten aus einer nicht-veganen Zeit stammen. Ihr kennt das alles. Fragt einfach nach, und ein interessantes und bereicherndes Gespräch kann beginnen.
➸ Lies mehr über “Leather Is Not Your Skin To Wear” (in Englisch; hoffentlich bald auf Deutsch auf dem Blog)
UMWELTBELASTUNG
Wie in jedem anderen Beruf gibt es auch beim Tätowieren vermeidbare und unvermeidbare Materialien, die zur Ausübung der Arbeit verwendet werden müssen. Vor allem, wenn es sich um eine Arbeit handelt, bei der höchste Hygienestandards eingehalten werden müssen, die ebenfalls unausweichlich sind. So schön es auch wäre, ganz auf Einwegplastik verzichten zu können, ist dies nicht immer möglich. Manche Materialien können nachhaltiger produziert oder verwendet werden, andere nicht.
Wer komplett auf Plastik verzichten möchte, wird wahrscheinlich enttäuscht werden und sich wohl besser für den Verzicht auf Tattoos entscheiden müssen. Tattoo-Künstler*innen tragen natürlich die Verantwortung über die Hygienevorschriften sind aber natürlich auch stark davon abhängig, welche Hygieneprodukte ihnen überhaupt durch diverse Anbieter zur Verfügung stehen.
Mache den Tätowierern*innen keinen Vorwurf. Ganz ohne Einwegplastik geht es heutzutage wahrscheinlich noch nicht. Der Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit und bewussteren Umgang mit den Arbeitsmaterialien auszudrücken, ist natürlich immer willkommen, so habe ich mir sagen lassen.
➸ Hier kannst du mehr zum Thema Nachhaltigkeit in der Tattoo-Branche lesen (auf Englisch).
EIN GROSSES NEIN UND KLARE WARNZEICHEN
Wenn Tätowierer*innen deiner Wahl deine Wünsche und Bedenken nicht ernst nehmen, ist das für mich ein großes NEIN. Überlege dir, ob du deinen Körper und dein Vertrauen in die Hände einer Person legen willst, die sich nicht die Mühe macht, mehr als berechtigte Fragen zu beantworten und im Idealfall deinen Wünschen zu folgen. Ich würde das nicht (mehr) tun.
Wenn sie die tierfreundlichen Arbeitsgeräte nicht haben oder nicht nur für dich kaufen wollen (für extra Bezahlung natürlich), kannst du immer noch darum bitten, deine eigenen mitbringen zu dürfen. Bitte fragt eure*n Tätowierer*in immer vorab, ob sie*er (aus Sicherheits- und Erfahrungsgründen) diese Alternativen verwenden würde. Stell dich darauf ein und sei auch bereit, ein separates Dokument zu unterschreiben, in dem du bestätigst, dass du die Verantwortung für die mitgebrachten Produkte übernimmst.
Ethischer und tierleidfreier Konsum ist sowohl für die Künstler*innen als auch für die Kunden*innen nachhaltiger, und viele Tattoostudios haben dies erkannt und versuchen, ein ausschließlich vegan-freundliches Tattoo-Setup zu implementieren.
KOMMUNIKATION IST DER SCHLÜSSEL
Es ist dein gutes Recht, Tattoo-Künstler*innen zu fragen, ob sie sich deinen Wünschen anpassen können, aber tu es freundlich und erwarte nicht, dass sie deine Gründe sofort nachvollziehen können. Schließlich leben wir immer noch in einer nicht-veganen Welt, in der sich die meisten Menschen nicht über das Tierleid bewusst sind, das in allen möglichen Produkten steckt. Wenn man unfreundlich zu dir ist oder sich sogar über dich lustig macht, weil du “zu pingelig”, “zu extrem” oder “nervig” bist, ist das kein gutes Zeichen, wenn du mich fragst!
Nichtmenschlichen Tieren ist ihr Leben genauso wichtig wie uns das unsere. Es ist ihr Leben und es ist deine Haut. Zu Tätowierern*innen gehört mittlerweile mehr als sein*ihr persönlicher Zeichen- und Tätowierstil: ein freundliches, offenes Ohr, Einfühlungsvermögen, Akzeptanz und ein professionelles Service sollte selbstverständlich sein.
Wenn all diese Kriterien erfüllt sind, solltest Du auch bereit sein, einen angemessenen Preis zu zahlen! Schließlich wirst du das Kunstwerk auf deinem Körper wahrscheinlich für den Rest deines Lebens tragen und betrachten. Da möchte man doch durch und durch zufrieden sein und mit einer guten Erfahrung das Studio verlassen und ggf. erneut kommen wollen.
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➸ wenn der Begriff "Mensch" verwendet wird, dann sind damit menschliche Tiere gemeint, und dasselbe gilt für den Begriff "Tier", die nicht-menschliche Tiere sind.➸ Text und Abbildungen sind geistiges Eigentum von Kerstin Brueller. Die Weitergabe der Inhalte für private Zwecke ist erwünscht und immer mit einem Copyright zu versehen. Das Kopieren und Weitergeben zu kommerziellen Zwecken ist untersagt. Bitte kontaktiere mich für eine Zusammenarbeit, wenn etwas unklar ist oder weitere Fragen bestehen. Vielen Dank für dein Verständnis.➸ Mir persönlich liegt viel an Symbolik und der Bedeutung bestimmter Formen und Metaphern. Die Bilder und Interpretationen sind die Darstellung meiner eigenen Vorstellung.➸ Ich lege großen Wert aufs Gendern. Um eine inkulsive Sprache zu wählen habe ich mich für das Asteriks * entschieden. Sprache entwickelt sich jedoch immer weiter und ich lerne selber jeden Tag Neues dazu.QUELLEN
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